Immer noch gehen sie um: Horrorgeschichten von verpatzten Schönheitsoperationen. Besonders „Billiganbietern“ werden meist dafür verantwortlich gemacht. Ein Experte erklärt, woran Sie eine Beauty-Falle erkennen.
Ob Brustvergrößerung, Nasenkorrektur oder Liposuktion – immer mehr Menschen wollen ihren Körper optimieren, dem gängigen Schönheitsideal entsprechen. Dafür legen sich auch vermehrt junge Frauen unters Messer. Da diese Eingriffe aber meist mehrere Tausend Euro kosten, wird oft nach günstigen Alternativen gesucht. Doch welches Risiko geht man damit ein? Dr. Mark A
. Wolter, Facharzt für Chirurgie und Vizepräsident der Internationalen Gesellschaft für ästhetische Medizin e.V. (IGÄM e.V.), erklärt im Interview, ob Niedrigpreise tatsächlich mit schlechten OP-Ergebnissen einhergehen.
Woran erkennt man einen qualifizierten Ästhetischen Chirurgen?
Dr. Wolter: „Sicher zunächst an einer umfangreichen Patientenaufklärung. Bei dieser sollte detailliert beschrieben werden, welche verschiedenen Behandlungsmethoden es gibt, worin die jeweiligen Vor- und Nachteile liegen und wie diese ablaufen. Nur durch ausführliche Vorgespräche kann ein Ergebnis nach Vorstellung des Patienten erzielt werden. Als Faustregel gilt außerdem: Ein Arzt, der lediglich auf einige Eingriffe spezialisiert ist, wird diese voraussichtlich routinierter und sicherer durchführen. Außerdem ist es ratsam den Arzt hinsichtlich der verwendeten Materialen zu befragen – wird hier eine Antwort verweigert kann davon ausgegangen werden, dass billiges Material eingesetzt wird. Auch Bewertungsportale im Internet gehören zu wichtigen Informationsplattformen für Patienten. Dort können sie prüfen, wie andere Patienten den Arzt bewerten und sich so einen ersten Eindruck verschaffen. Daneben ist auch Mund-zu-Mund-Propaganda ein gutes Mittel, denn über Freunde oder Bekannte in der gleichen Stadt, die bei dem ein oder anderen Arzt waren, kann man Informationen einholen.“
Welche Merkmale lassen auf einen unseriösen Anbieter schließen?
Dr. Wolter: „Bei Ärzten, die die komplette Bandbreite der Plastisch-Ästhetische-Chirurgie anbieten und von sich behaupten in jeder Disziplin der Beste zu sein, sollten Patienten stutzig werden. Ein weiterer Anhaltspunkt ist das Verhalten des Arztes zu den Fragen des Patienten: Wenn kritische Fragen nicht beantwortet oder „abgebügelt“ werden, dann ist das merkwürdig. Zudem empfehle ich sich nach der Anzahl der jährlichen Operationen zu erkundigen – liegen diese in einem überdurchschnittlich hohen Bereich von über tausend, ist dies fragwürdig. Denn: Entweder spricht der Arzt die Unwahrheit oder es handelt sich um „Massenabfertigung“, die sehr gefährlich werden kann. Ein weiterer Hinweis auf die Seriosität eines Anbieters liefert darüber hinaus sein Versicherungsschutz: Wenn jemand kein Arzt ist, hat er keine Versicherung; und wenn er schlechte Ergebnisse aufweist, wird ihm diese entzogen. Auch hier sollten Patienten sich vergewissern, wenn sie Zweifel hegen.“
Wie ist der massive Preiskampf bei Ästhetisch-Plastischen Operationen zu erklären? Wie sind große Preisunterschiede zu erklären?
Dr. Wolter: „Es gibt eine Aufteilung zwischen hochwertigen, namhaften und erfahrenen Anbieten und „Billig-OP-Anbietern“. Um die niedrigen Preise halten zu können, stellen solche Kliniken oft junge Fachärzte mit keiner oder wenig Erfahrung an: Schnelle Beratung und schnelle Operationen – da bleiben Wohlfühlfaktor und Aufklärung oft auf der Strecke. Wenn man als junger Facharzt wenig Routine besitzt, ist das Risiko für schlechte sowie schwer korrigierbare Ergebnisse deutlich erhöht. Die mittelpreisigen Anbieter tragen meiner Ansicht nach den Preiskampf aus, da für Menschen mit einem geringeren Einkommen ein preislicher Unterschied von 1.000 Euro bereits ausschlaggebend sein kann
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. Bei Anbietern mit höheren Preisen findet hingegen ein „Qualitätskampf“ statt: Die Patienten sollen gut beraten werden, sich Wohlfühlen und den Besuch als ein schönes Erlebnis wahrnehmen. Gute Online-Bewertungen der Patienten stehen hier im Fokus.”
Wie sind etwa Schönheits-Operationen im Ausland zu bewerten?
Dr. Wolter: Beispielsweise in Polen oder Ungarn resultieren die niedrigen Preise aus einem anderen Grund: dort sind Personalkosten etc. deutlich günstiger. Aber auch wenn hier in der Regel erfahrene Ärzte agieren, gibt es einen entscheidenden Nachteil: Aufklärung und die anschließende Patientenbetreuung bleiben oft – aufgrund von Sprachbarriere und Entfernung – auf der Strecke. Zudem können Eingriffe in Polen meist direkt im Anschluss an ein Beratungsgespräch durchgeführt werden, wodurch die Patienten kaum eine Möglichkeit haben, nochmals genau über den Eingriff nachzudenken. Viele Patienten wollen dies aber ohnehin nicht, da sie die lange Anreise bereits auf sich genommen haben. In Deutschland oder Österreich wird vorgegeben, dass ausreichend Zeit zwischen Beratungsgespräch und Behandlung liegen muss.”
Was ist im Bereich Ästhetische und Plastische Chirurgie ein „No-Go“?
Dr. Wolter: „Da gibt es ganz viele. Dazu zählt beispielsweise, Patienten zu behandeln, bei denen man merkt, dass sie von außen zum Eingriff gedrängt werden. Auch sollten die Ärzte es ablehnen, Schwangere und Schwerkranke zu behandeln, sowie Patienten, die eine psychische Störung haben oder an OP-Sucht leiden.“
Warum ist der Begriff „Schönheitschirurg“ nicht geschützt?
Dr. Wolter: „Das Problem besteht darin, dass in der Ausbildung niemand wirklich die Schönheitschirurgie erlernt. Bei den Plastisch-Ästhetischen Chirurgen, die die ästhetische Chirurgie in die Facharztbezeichnung mit aufgenommen haben, werden trotzdem keine Erfahrungen mit ästhetischen Eingriffen gefordert. Das bedeutet: ein Facharzt für Plastisch-Ästhetische Chirurgie hat vielleicht noch nie einen ästhetischen Eingriff durchgeführt – geschweige denn gesehen. Das ist abhängig davon, wo er die Facharztausbildung gemacht hat. Die Plastischen Chirurgen sind oft der Ansicht, dass sie die Einzigen wären, die ästhetische Eingriffe durchführen dürften und andere Fachärzte dafür nicht befähigt seien
. Aber zum Teil wäre es klüger beispielsweise für eine Nasen-OP einen HNO-Arzt aufzusuchen, denn dieser ist in der Regel viel besser befähigt, als ein plastischer Chirurg.“
Welches Ziel verfolgen Fachgesellschaften?
Dr. Wolter: „Generell verfolgen sie das Ziel die Qualitätsstandards zu verbessern und auf einem hohen Niveau zu halten, aber eben auch alle einzubinden, die in diesem Bereich tätig sind. Dazu gehören Angebote für regelmäßige Fortbildungen und die Verbesserung der Facharztausbildung.“
Wie wird ein Arzt Mitglied in der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische Medizin? Welche Qualifikation und Erfahrung ist von Nöten?
Dr. Wolter: „Die IGÄM vergibt Gütesiegel, welche die fachliche Qualifikation eines Arztes auf dem Gebiet der Ästhetischen Chirurgie aufzeichnet. Ein Gütesiegel zu erlangen ist jedoch nicht ganz einfach: Jeder Arzt muss eidesstattlich versichern, dass er eine große Anzahl an Operationen in einem festgelegten Zeitraum durchgeführt hat
. Hierdurch wird sichergestellt, dass er das entsprechende Fachwissen und eine dazugehörige Versicherung besitzt.“
Welchen Vorteil bringt die Mitgliedschaft in einer Fachgesellschaft wie der IGÄM, für den Patienten?
Dr. Wolter: „Unser oberstes Ziel ist die Qualitätssicherung und die Förderung von Wissenschaft, Forschung und Fortbildung. Für den Patienten ergeben sich dadurch viele Vorteile. Durch das Gütesiegel der IGÄM hat der Patient die Sicherheit, dass die Qualifikation des Arztes streng geprüft wurde, dass er eine Versicherung hat, den Eingriff in einer gewissen Anzahl regelmäßig durchgeführt hat und führt.“